Auch Corona senkt den Energieverbrauch

Der von Erik Greß (l.) und Dr. Jochen Stengel vorgestellte Energie- und Ressourcenbericht der THM zeigt bei einer positiven Entwicklung weitere Einsparpotenziale auf.

THM stellt Energie- und Ressourcenbericht für 2020 vor

Wer sich, wie die Technische Hochschule Mittelhessen (THM), auf den Weg in eine nicht nur CO2-neutrale, sondern insgesamt ressourcensparsame Zukunft begibt, ist auf eine solide Datenbasis angewiesen. Der jährliche Energie- und Ressourcenbericht der Hochschule als Grundlage für Energiespar- und Umweltschutzmaßnahmen liefert diese Basis mit dem Jahr 2014 als Ausgangswert. In den Folgejahren gab das stetige Wachstum von Studierenden- und Personalzahlen sowie der bewirtschafteten Fläche die Richtung aller Verbräuche an: steigend. Die Wende brachte das Jahr 2017 mit dem Umstieg auf 100 Prozent Ökostrom und der Umsetzung koordinierter Energiesparmaßnahmen. In den seither positiven Trend reiht sich auch 2020 ein – corona-bedingt jedoch mit Sondereffekten.

Der Bericht betrachtet alle 41 eigenen und 19 angemieteten Gebäude in Gießen und Friedberg sowie von Reisen: 2020 war das verbrauchsärmste Jahr. „Wir wissen aber, dass der Verbrauch von vielen Mitarbeitenden und fast allen Studierenden einfach in die eigenen vier Wände verlagert wurde“, bekennt Erik Greß vom Facility Management der Hochschule, der den Bericht mit verfasst hat. Eine realistische Einschätzung, wie viel Strom, Wärme, Wasser für die Aufrechterhaltung des digitalen Lehrbetriebs tatsächlich benötigt wurde, wie viel Müll daheim verursacht und an Arbeitsplatz und in den Mensen vermieden wurde, wie viele Pendelkilometer mit welchen Verkehrsmitteln eingespart wurden, ist nicht möglich.

Dennoch zeigt der Bericht Potenziale auf – etwa, wenn es um die Grundlast bei Strom oder Wärme geht. Die unterscheidet sich während der Lockdown-Phasen nämlich kaum von vorigen Jahren, lediglich die Lastspitzen, wenn also die Büros und Hörsäle üblicherweise voll sind, sind gekappt. „Die Auswertungen zeigen auf, dass die THM durch weitere Maßnahmen den Verbrauch an den Bedarf anpassen muss“, heißt es im Bericht. Das könne durch Technik geschehen, etwa Einzelraumregelungen von Thermostaten, die auf anwesende Personen reagieren. „Preisgünstiger ist aber energiebewusstes Verhalten“, sagt Dr. Jochen Stengel, Leiter des Facility Managements. Jeder könne durch sein Verhalten einen Beitrag zum Klimaschutz leisten – zumal das, einmal erlernt, auch in den eigenen vier Wänden Wirkung zeige und die Hochschule so ihrer Funktion als gesellschaftlicher Multiplikator nachkomme.

Insgesamt hat die THM im vergangenen Jahr 1981 Tonnen CO2 emittiert, so wenig wie noch nie seit Beginn der systematischen Erfassung. Doch schon in den Vorjahren 2018 und 2019 lag der Wert unter den 2160 Tonnen des Jahres 2014. Der absolute Rückgang des Ausstoßes ist verhältnismäßig gering, weil die genutzte Fläche auch im Pandemiejahr wuchs – auf zuletzt 111.600 Quadratmeter. Deutlich wird die CO2-Reduktion so, wenn sie ins Verhältnis gesetzt wird: Jeder genutzte Quadratmeter ist ursächlich für 17,7 Kilogramm CO2-Ausstoß – nach 19,5 Kilogramm im Vorjahr und gar 30,3 im Rekordjahr 2016. Das entspricht einem flächenbezogenen Rückgang des Verbrauchs um 42 Prozent – und ist verbunden mit einer Ersparnis von etwa 400.000 Euro im vergangenen Jahr. Insgesamt gehört die THM damit zu den sparsamsten Hochschulen in Hessen.

Zurückzuführen ist der CO2-Rückgang primär auf die Einsparung von Strom: 6190 Megawattstunden im Vergleich zu 7230 im Vorjahr. Gestiegen ist hingegen trotz Pandemie der Wärmeverbrauch auf 9560 Megawattstunden. Der Bericht führt das auf den erhöhten Bedarf durch die Neubauten zurück. Zudem waren Verwaltung und Fachbereiche zwar personell ausgedünnt, aber dennoch durchgehend besetzt, Büroräume also auch geheizt. Kaum verändert haben sich die Verbräuche in Laborgebäuden, deren Betrieb aufrechterhalten wurde. Dienstreisen insgesamt und Flugreisen im Besonderen haben hingegen abgenommen – um rund 85 Prozent.

„Wir werden nach Abklingen der Pandemie sicher wieder steigende Verbräuche sehen“, schätzt Dr. Jochen Stengel. Doch mit dem eigenen Blockheizkraftwerk in Friedberg, steigender installierter Photovoltaik-Leistung und der im Aufbau befindlichen Stabstelle Nachhaltigkeit, die umweltbewusstes Handeln in allen Bereichen der Hochschule verankern soll, sowie mit Projekten zur CO2-Reduktion wie „ECO2“ sei die THM auf einem guten Weg. Auf diesem stehen der Hochschule in den nächsten zwei Jahren zudem Mittel für nachhaltige Investitionen aus dem Sondervermögen „Hessens gute Zukunft sichern“ der Landesregierung zur Verfügung.

Foto: THM