Das Studium kuratieren

Studierendenzentriert, flexibel, gemeinsam: Diese Aspekte will das Projekt Lernkultur 4.0 fördern. Das Foto wurde vor der Corona-Pandemie aufgenommen.

Stiftung Innovation in der Hochschullehre fördert Projekt der FH Münster mit über 2,6 Millionen Euro

Eine gelernte Hörakustikerin studiert für ihre berufliche Selbstständigkeit BWL, benötigt aber dafür nicht alle Module. Deshalb belegt sie ein Modul im Gesundheitsstudiengang, das für sie interessant und wichtig ist, an derselben oder einer anderen Hochschule im Inoder Ausland. Sie wünscht sich aber auch, dass sie an ihrer Hochschule stärker gemeinschaftliches Lernen erleben kann, unkompliziert, spontan oder regelmäßig. Dieses Szenario wäre möglich, wenn sie ihr Studium selbst kuratieren dürfte. Die Idee ist eine von vielen im Projekt „Lernkultur 4.0: studierendenzentriert – flexibel – gemeinsam“, mit dem sich die FH Münster bei der Stiftung Innovation in der Hochschullehre um Fördergeld beworben hat – mit Erfolg.

Der Schwerpunkt in der Ausschreibung lag darin, die Hochschullehre durch Digitalisierung zu stärken, immerhin schüttet die Stiftung insgesamt 330 Millionen Euro dafür aus. „Unser Antrag nimmt vor allem die Lernkultur in den Blick, womit wir uns sicher von den anderen Anträgen stark unterscheiden“, sagt Prof. Dr. Thilo Harth, wissenschaftlicher Leiter der Hochschuldidaktik im Wandelwerk – Zentrum für Qualitätsentwicklung an der FH Münster. Ein Team um Harth sowie FH-Vizepräsident für Bildung und Internationales Prof. Dr. Frank Dellmann hatte das Projekt zusammen mit Studierenden entwickelt. „Die Förderung einer zeitgemäßen Lehrkultur ist schon länger Bestandteil unseres Qualitätsmanagements. Uns geht es jetzt darum, fürs Lernen eine Atmosphäre zu schaffen, die zeitlich und inhaltlich flexibel die vorhandenen und zu entwickelnden Kompetenzen der Studierenden berücksichtigt“, erklärt Harth. Für die Umsetzung hat das Projektteam rund 2,6 Millionen Euro eingeplant.

„Gerade unter Corona-Bedingungen fragen wir uns, was die Nähe, die wir jetzt vermissen, eigentlich ausgemacht hat. Aber auch vor der Pandemie waren sich Studierende und Lehrende zwar häufig räumlich nah, aber manchmal didaktisch fern – es fehlte unter anderem der gezielte Austausch mit Studierenden und Lehrenden aus anderen Fachrichtungen und damit auch die Möglichkeit, Impulse von dort zu bekommen“, sagt Harth. Dies wolle Lernkultur 4.0 ändern. Mit ihr soll es möglich sein, individualisiert zu studieren, nicht unbedingt und komplett das „Angebot von der Stange“ wahrnehmen zu müssen, den Mix von Präsenz- und Onlineformaten abzuwägen. Dahinter steckt auch der Wunsch, die Hochschule als Aufenthalts- und Lernort attraktiver zu machen, mehr miteinander und voneinander zu lernen, sowohl fachbereichsübergreifend als auch hochschulübergreifend. Wie das konkret aussehen kann, auch das soll auf jeden Fall mit den Studierenden zusammen erarbeitet werden. Den Auftakt dafür macht eine Open-Space-Veranstaltung im Herbst.

Die ganze Hochschule soll in Bewegung kommen, unterstützt durch Studienberatung, Prüfungsämter, International Office, IT-Service. „Im Hochschulentwicklungsplan haben wir für die nächsten Jahre ein ehrgeiziges Ziel festgelegt: Wir wollen Magnethochschule werden. Das funktioniert nur über den Weg, unsere Bildungsangebote flexibler zu gestalten und noch besser auf die zukünftige Arbeits- und Lebenswelt vorzubereiten“, so Dellmann. „Lernkultur 4.0 wird dafür ein wichtiger Baustein sein.“

Foto: FH Münster (Anne Holtkötter)