„Stark in Lehre und Forschung, stark im Transfer“: Festakt zum 50. Geburtstag der EvH RWL

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Feierten den 50. Geburtstag der EvH RWL (v.l.): Prof. Dr. Benjamin Benz, EvH-Rektorin Prof. Dr. Dr. Sigrid Graumann, EvH-Kanzlerin Iris Litty und Prof. Dr. Kathrin Römisch.

Die Evangelische Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe (EvH RWL) in Bochum ist ein halbes Jahrhundert alt! Im Rahmen eines hybriden Festakts wurde dies am Mittwoch gefeiert. „Mit unseren 50 Jahren gehören wir zur Gründergeneration der Fachhochschulen – heute Hochschulen für Angewandte Wissenschaften, kurz HAWs“, betonte EvH-Rektorin Prof. Dr. Dr. Sigrid Graumann. „Wir forschen und lehren interdisziplinär und praxisnah, bilden Fachkräfte für die Region aus und leisten einen Beitrag zur Bildungsgerechtigkeit.“ So seien zahlreiche EvH-Studierende die ersten in ihrer Familie überhaupt, die studierten.

Ein Erfolgsmodell also: In Deutschland seien allein 40 Prozent der Studierenden an HAWs eingeschrieben. 1968 hätten die Ministerpräsidenten die Umwandlung höherer Fachschulen in Fachhochschulen beschlossen. Dazu gehörten neben den Ingenieursschulen auch die kirchlichen Fachschulen für soziale Berufe, an denen vor allem Frauen ausgebildet wurden. „Unsere Hochschule mit sechs Bachelor- und zwei Master-Studiengängen für soziale Berufe und mittlerweile fast 2700 Studierenden geht auf diese Fachschulen zurück,“ so Graumann.

Stark in der anwendungsbezogenen Lehre und Forschung, stark im Transfer: Auch Isabel Pfeiffer-Poensgen, NRW-Ministerin für Kultur und Wissenschaft, betonte in ihrem Grußwort den Stellenwert der HAWs: „Seit 50 Jahren sind sie fester Bestandteil der Hochschullandschaft.“ Dies führe zum Erfolg, wenn die Verbindung von Tradition und Moderne die Entwicklung präge – wie die EvH als staatlich anerkannte, refinanzierte Hochschule in kirchlicher Trägerschaft zeige. Im Bewusstsein ihrer sozialen Verantwortung trage sie zu Professionalisierung und Akademisierung sozialer Berufe bei. „Als lebhafter Ort für Lehre, Forschung und Transfer orientiert sie sich an freiheitlichen, christlich-humanitären Werten – ein Anspruch an sich selbst, der sie zu einer interkulturellen, inklusiven und familienfreundlichen Hochschule macht, die für die Zukunft gut aufgestellt ist.“

Bochums Oberbürgermeister Thomas Eiskirch würdigte 50 Jahre erfolgreicher Bildungsarbeit am Standort Bochum: „Wir sind stolz, dass die größte evangelische Hochschule Deutschlands hier bei uns ihr Zuhause hat.“ 700 Jahre Bochum und 50 Jahre EvH: Ein Doppeljubiläum, das die Verbindung zwischen Hochschule und Stadt symbolisiere. 1971 sei das Zechensterben in der einstigen Kohlehauptstadt Europas in vollem Gange gewesen. Bochum habe sich neu positioniert und auf Bildung gesetzt, mit dem Ziel, zum modernen Wissenschaftsstandort zu werden.

„Dass das gelungen ist, ist auch der EvH zu verdanken“, so Eiskirch. Sei sie doch Mitbegründerin des UniverCity-Netzwerkes gewesen und damit von erster Stunde an „wichtige Partnerin bei der Gestaltung der Gesellschaft von morgen“. Nicht zuletzt werde die Relevanz der EvH für das Zusammenleben in Bochum an Projekten wie dem Schwanenmarkt 1, dem Labor für Kunst und soziale Recherche, deutlich. Hier sei ein moderner und lebendiger Lernraum entstanden. „Ein Ort, der die Bürger_innen mit einbezieht und als Schnittstelle zwischen Hochschule und Stadtgesellschaft fungiert“.

Auch die drei Bochumer Landtagsabgeordneten Serdar Yüksel, Carina Gödecke und Prof. Dr. Karsten Rudolph sandten Glückwünsche „nach Bochum, in unsere Heimatstadt“. Gefeiert würden 2021 auch 75 Jahre Land NRW, 75 Jahre Landtag, 75 Jahre Demokratie und gesellschaftlicher Zusammenhalt sowie „erfreulicher Weise 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“. Besonders Yüksel als EvH-Alumnus der Pflegewissenschaft würdigte eine „echt tolle Zeit“. Er habe aus seinem Studium eine Menge Rüstzeug für seine politische Arbeit mitnehmen können.

Annette Kurschus, Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, gratulierte ebenfalls digital. „50 Jahre, eigentlich 61, eigentlich sogar 91, und in Wirklichkeit 104 Jahre EvH samt ihren Vorläufereinrichtungen. Das ist eine lange Strecke mit einer wechselvollen Geschichte, mit verschiedenen Namen und an verschiedenen Orten“, blickte sie zurück. Über die Jahre und Jahrzehnte lasse sich an dieser speziellen Historie ein Gutteil allgemeiner Geschichte ablesen. Die EvH werde die notwendigen Veränderungen auch weiterhin mitgestalten und prägen.

Landessuperintendent Dietmar Arends gratulierte online im Namen der Lippischen Landeskirche: „Gerne gehören wir zum Kreis der Trägerinnen – zum einen, weil uns am evangelischen Profil in der Bildungslandschaft liegt, zum anderen, weil wir seit Jahrzehnten die guten Wirkungen der Hochschule für uns wahrnehmen.“ So genieße die gemeindepädagogische Ausbildung in Lippe besondere Bedeutung. Künftig würden Mitarbeitende gebraucht, die sich in multiprofessionellen Teams bewährten. Gut ausgebildet, leisteten Gemeindepädagog_innen einen unverzichtbaren Beitrag zur Kommunikation des Evangeliums in Kirche und Diakonie.

Wie Dr. Thorsten Latzel, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, herausstellte, lägen 50 Jahre erfolgreicher Tätigkeit hinter der EvH: „50 Jahre, in denen Sie sich eine besondere wissenschaftliche Reputation erworben, junge Menschen qualifiziert haben.“ Dementsprechend sei die rheinische Kirche froh, gemeinsam mit der westfälischen und lippischen Kirche EvH-Trägerkirche zu sein.

Nachdem Altkanzler Klaus Meinert die ersten Jahre der damaligen Evangelischen Fachhochschule – „als es 1971 weder Personal, noch Mobiliar gab“ – skizziert hatte, beleuchtete Prof. Dr. Gerhard K. Schäfer, früherer EvH-Rektor, die Verbindung der Hochschul-Geschichte mit der gesellschaftlichen Bedeutung der Diakonie. Die Pionierrolle der EvH in Sachen Professionalisierung und Akademisierung sozialer Berufe arbeitete Prof. Dr. Kristin Sonnenberg, Studiengangsleiterin Soziale Arbeit, in ihrem Festvortrag heraus.

Mit Spannung erwartet, wurden dann die Gewinner_innen der Ausschreibung „Jubiläumskunstwerk“ vorgestellt. Alle Hochschul-Angehörigen waren eingeladen gewesen, ein Kunstwerk zum Thema „50 Jahre EvH“ zu schaffen. Zwei Einsendungen hatten die Jury überzeugt: die Ytong-Skulptur „WANDLUNG“ der Studierenden Christiane Maas-Friedrich (Soziale Arbeit) sowie das Musikstück „Nichts ist normal“ samt Video von Karl-Magnus Reimann, ebenfalls Student der Sozialen Arbeit, Mitglied und Präsident des Studierendenparlaments. Beide Werke werden künftig der Öffentlichkeit zugänglich sein: die Skulptur im Foyer, der Song auf der Homepage.

Foto: Julia Gottschick